Renates letzte Pinselstriche
Wieder einmal muss ich eine traurige Nachricht weitergeben:
Renate Lehmann-Dähling ist am 25. April 2022 verstorben.
Mit einigen von Euch war sie in der Psychosyntheseausbildung, mit anderen in meinen Lehrerfortbildungen auf der Marienburg.
Wir hatten also einige Jahre gemeinsame Wege, voller Lernen und Erkenntnissen, aber mit Renate und ihrer Frau Jane Linden vor allem mit viel Spaß, Humor und Lebensfreude.
Neben allem tiefgehende Ernst saß ihr immer der Schalk im Nacken. Und wer erinnert sich nicht der wilden Nächte an den jeweiligen Klavieren oder Flügeln. Ich kann mich nicht erinnern je wieder Nächte „durchgesungen“ zu haben. Vor allem in der Akademie in Bad Boll haben wir mit unserem „Potpourri der guten Laune“ in einem Kurs den ganzen Laden aufgemischt, bis wir um 3.00 ins Bett gescheucht wurden.
Wo Renate war, war immer Lebensfreude. Sie stellte später eine CD für mich zusammen, mit den besten „unserer“ Hits. Die Scheibe begleitet mich heute noch in meinem Auto.
Später (2008) hörte ich, dass sie an Krebs erkrankt war und frühpensioniert wurde. Nicht die Krankheit, aber nicht mehr in Ihre Schule gehen zu können, in der sie 35 Jahre mit Leib und Seele gewirkt hatte, war für sie der größte Schmerz.
Aber Renate wäre nicht Renate gewesen, wenn sie nicht wieder das Beste daraus gemacht hätte: Sie ging in die Schweiz und machte bei den Jungianern eine Kunsttherapie Ausbildung.
Ihre Bilder, inzwischen große Formate in Öl, vermitteln eine unbändige Lebensfreude.
Auf Ihrer website könnt Ihr sie unter „Sehlandschaften“ bewundern.
Ausgerechnet in Corona –Zeiten, 2020, kam der Krebs mit aller Härte zurück. Mehr tot als lebendig (neun Stunden OP, 10 Tage Intensivstation) durfte sie nicht einmal Besuch empfangen. Der Besuch sang unter ihrem Fenster.
Statt Reha fuhr sie auf ihre geliebte dänische Insel. Und das Leben ging weiter, mit Malen, mit Freunden, mit Konzertbesuchen und viel für andere Menschen da sein (die demente Tante im Heim mitbetreuen).
Jane postete Bilder, die Renate noch an ihrem letzten Lebenstag, quasi beim letzten Pinselstrich zeigen.
Und dann kam als letztes Geschenk des Himmels am 25. April der blitzschnelle Tod durch eine Lungenembolie.
Welch ein erfülltes, reiches, bis zum Ende ausgeschöpftes Leben!
Sie hat uns etwas gezeigt, was uns als Vorbild dienen kann: Leben, lebendig sein, trotz der schlimmsten äußeren Bedingungen.
Das angehängte Gedicht von Bishop Brent „What is dying“ hat schon vielen Menschen Trost gespendet und so auch Jane.
Für mich verstärkt es meine Gewissheit, dass es kein Ende gibt.
Wir wünschen Euch allen Zuversicht und viel Kraft in diesen verrückten Zeiten.
Eure Kristina Brode
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